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29.06.2020
Andreas Radischewski

Andreas Radischewski

Digital Building Solutions and Transformation Manager

  • Alter: 44
  • Spezialgebiet: BIM

Von Sydney über Köln und Düsseldorf nach Duisburg: Andreas Radischewski hat schon viele BIM-Projekte begleitet. Im Interview verrät er, wie sein Arbeitsalltag als Transformation Manager aussieht und warum in Sachen BIM andere Länder Deutschland voraus sind.

“Mein Vorschlag ist immer: einfach machen.”

Building Information Modeling (BIM) ist für viele Bauunternehmer in Deutschland noch Neuland. Für Andreas Radischewski, Digital Building Solutions and Transformation Manager bei Xella, ist Digitales Bauen nicht nur die Zukunft, sondern heute schon Alltag. Im Interview erzählt er, welche Vorteile BIM hat und warum es dabei vor allem um Kommunikation geht.

Interview Andreas Radischewski

Herr Radischewski, Sie sind Digital Building Solutions and Transformation Manager bei Xella. Was genau bedeutet diese Jobbezeichnung?

Für eine genaue Betrachtung trenne ich gerne zwischen Digital Building Solutions (DBS) und Transformation Manager. Das Thema DBS deutet auf meinen Arbeitsschwerpunkt hin: neue digitale Lösungen im Bereich der Planung, Produktion und Umsetzung von Projekten. Die Transformation kommt aus dem Tagesgeschäft heraus. Um neue Lösungen und Services auf den Markt zu bringen, müssen wir nicht nur intern unsere unterschiedlichen Abteilungen mitnehmen und schulen. Wir müssen auch kundenseitig die Mehrwerte bewerben und kommunizieren, um das Interesse zu wecken. Unsere Kund*innen kaufen nicht einfach eine Dienstleistung – sie verändern ihre Prozesse und Haltungen grundlegend und wir begleiten sie dabei. Insofern sprechen wir von einer internen und einer externen Transformation.

Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus – und wie sind Sie zum digitalen Bauen gekommen?

Meine tägliche Arbeit ist sehr facettenreich. Von der Projektbesprechung bei Kund*innen über Abstimmungen mit der IT-Abteilung zu neuen Software-Lösungen bis hin zur Entwicklung von neuen Services und Angeboten für unsere Kund*innen.
Ein großer Teil beinhaltet auch die Unterstützung des Marketings mit Interviews, Videos und Vorträgen. Um unsere internationalen Kolleg*innen zu unterstützen, bin ich so mittlerweile von Uppsala in Schweden bis nach Sofia in Bulgarien gereist.

Von 2008 bis 2011 war ich beim Generalplaner Woods Bagot in Sydney beschäftigt. Als die große Finanzkrise einsetzte, hat die australische Regierung ein "Stimulus Package" auf den Weg gebracht, um die Bauwirtschaft wieder zum Laufen zu bekommen. So wurden viele erst später geplanten Bauprojekte der Kommunen vorgezogen, um den Bausektor mit staatlichen Bauaufträgen zu stützen. In diesem Zeitraum gewannen wir zwei Wettbewerbe für Krankenhaus-Neubauten mit der Grundvoraussetzung, diese im sogenannten 'closed BIM' abzuwickeln – das bedeutet, dass alle Projektbeteiligten mit der gleichen Planungssoftware arbeiten. Das war ein Sprung ins kalte Wasser und wenn man ehrlich ist, hatten wir das ganze Potenzial der integralen Planungsmethodik damals noch nicht überblickt.

Das Bauen der Zukunft ist digital – was steckt hinter dieser Aussage? Welche Bedeutung hat digitales Bauen für die Branche, für unsere Städte und Kommunen?

Die Bedeutung ist sehr tiefgreifend und wird von vielen am Bau Beteiligten als Gefahr gesehen statt als Chance. Da der Bau seit Jahrzehnten kaum Effizienzsteigerungen aufweisen kann und wir auch noch einen Mangel an Fachkräften und Ressourcen haben, brauchen wir jetzt den Wandel zu höherer Produktivität und mehr Effizienz.
Wir müssen unsere Prozesse optimieren und mit Hilfe von guten und kollaborativen Softwarelösungen Schnittstellenverluste minimieren.
Wenn wir von Digitalisierung im Bau sprechen, dann ist das aber auch sehr viel mehr als BIM. Wir müssen unser Silodenken aufgeben und frühestmöglich zusammenarbeiten. Das beinhaltet auch, dass wir gängige Vertragsmodelle wie die HOAI (Honorarordnung für Architekten und Ingenieure) hinterfragen müssen. Ein gutes Beispiel gibt es da aus dem englischsprachigen Raum mit der IPD, der Integrated Project Delivery. Einfach gesprochen holt man hier alle am Projekt Beteiligten gleich zu Beginn an Board und spart dadurch Zeit und Reibungsverluste. 

Viele Menschen in Bauberufen machen gerade die ersten Schritte auf digitalem Terrain. Welchen Tipp würden Sie denjenigen geben, die sich ganz neu mit dem digitalen Bauen beschäftigen? Wie groß ist der Anteil von „Learning by Doing“ beim Building Information Modeling (BIM)?

"Learning by Doing“ ist auch der Grund, warum uns andere Länder deutlich voraus sind. In Deutschland wollen wir erst einmal alles genau wissen und unsere Standards definieren. In den BeNeLux-Ländern zum Beispiel hat man einfach gemacht und mit praktischen Projekten sukzessive Erfahrungen gesammelt. BIM ist dort inzwischen Teil der DNA bei Großprojekten. Die Erfahrungen helfen einem dann bei der Standardisierung von Daten und Prozessen.

Interview Andreas Radischewski

Beim Bauen mit einem BIM-System sitzen von Anfang an alle Gewerke an einem Tisch. Wie bringen Sie die verschiedenen Berufsgruppen zusammen?

Das ist bis heute leider nicht der Fall. Wir denken immer noch in Leistungsphasen gemäß HOAI und stehen uns meiner Meinung nach deshalb noch selbst im Wege. Projektbeteiligte werden damit erst so spät wie möglich mit einbezogen. Um eine digitale Arbeitsmethode einzuführen, sollte man zuerst alle bestehenden Prozesse hinterfragen und optimieren. 

Im Klartext: Wie groß sind die Einsparungen bezüglich Zeitaufwand und Kosten bei der Verwendung eines BIM-Systems?

Das hängt immer davon ab, in welcher Tiefe und in welcher Ausprägung man in BIM-Prozessen arbeitet. BIM ist meiner Ansicht nach mehr ein Prozess und weniger ein System im eigentlichen Sinne. Wird dieser von allen Beteiligten gelebt, dann kann man durchaus zwischen 15 und 25 % an Zeit und Kosten einsparen. Im Bereich des Rohbaus haben wir das bereits nachgewiesen.

Bietet das digitale Bauen noch weitere Vorteile neben Zeit- und Kosteneffizienz? Wie flexibel ist ein BIM-System beispielsweise bei plötzlichen Änderungswünschen der Bauherr*innen?

An folgendem Beispiel kann man das ganz gut nachvollziehen: Ein Bauherr stellt nach der Ausschreibung fest, dass die Fensteranlagen in seinem Bauvorhaben deutlich den Kostenrahmen sprengen.
In der klassischen Arbeitsweise muss die Architektin jetzt nochmals alle Zeichnungen, Ausschreibungstexte und Detaillierungen für die Ausführung anpassen. Im digitalen Zwilling kann man einerseits über eine Filterlogik alle betreffenden Bauteile filtern und das Fensterobjekt durch eine preiswerte Lösung ersetzen oder aber man arbeitet direkt in der Datenbank und ändert dort den Fenstertypen mit allen Eigenschaften. Zum Schluss muss man nur noch überprüfen, ob die Fenster in der Planung an den richtigen Stellen sitzen.

Eignet sich die Arbeit mit einem BIM-System auch für kleinere Büros?

Hier ein klares "Ja", auch wenn die Vorteile bei größeren Projekten offensichtlicher sind. Trotzdem können auch kleine Büros mit geringem Aufwand von den Vorteilen des digitalen Bauens profitieren. Einfache Fehlerminimierung und gesteigerte Planungssicherheit sind nur zwei Gründe, warum sich die digitale Planung auch für kleinere Büros eignet.

Wie funktioniert BIM für Architekt*innen? Wie gut lassen sich zum Beispiel gestalterische Elemente im 3D-Modell umsetzen und abbilden?

Mittlerweile gibt es unendlich viele Möglichkeiten und Werkzeuge, auch die innovativsten und dynamischsten Architekturentwürfe mit Hilfe von sogenannten parametrischen Objekten umzusetzen. Das Gute dabei ist, dass die meisten Hersteller mittlerweile solche Objekte in ihrer Datenbank haben. Man bekommt nicht nur die Geometrie und Materialität, sondern den für die Planer*innen wichtigen Datensatz mit allen notwendigen Produkteigenschaften. Auf diese Daten wird dann in den folgenden Leistungsphasen zurückgegriffen – zum Beispiel bei der Kommunikation mit anderen Gewerken oder für die Ausschreibung.

Datenschutz und -sicherheit, rechtliche Fragen wie die Haftung für Planungsfehler, die schieren Mengen an Daten – viele Architekt*innen, Ingenieur*innen und Bauherr*innen haben durchaus noch ein paar Bedenken zur Arbeit mit einem BIM-System. Wie nehmen Sie diesen Menschen ihre Sorge?

Mein Vorschlag ist immer: "einfach machen". Die Architekt*innen tragen weiterhin die Verantwortung für das Projekt, das ist unabhängig von der Planungsweise. Aber BIM ist so facettenreich und wird im Großen und im Kleinen so unterschiedlich gelebt, dass man sich erst einmal ein persönliches Bild von den tatsächlichen Möglichkeiten im praktischen Alltag machen muss. BIM ist vor allem ein Prozess der Kommunikation und Zusammenarbeit, darum ist es so wichtig, dass man die ersten Schritte gemeinsam mit anderen Projektpartner*innen macht.

Beenden Sie folgende Sätze:

  1. Meine liebste Funktion im BIM-System ist …
    "Visual Scripting". Man hat die Möglichkeit, sämtliche Planungsschritte und redundante Arbeiten über ein User Interface ohne große Programmierkenntnisse zu automatisieren und parametrisieren. Das spart Zeit und beugt Fehlern vor."
  2. Digitales Bauen heißt für mich … 
    "Erst grübeln, dann dübeln", also erst einmal den Planungsprozess mit digitalem Zwilling und einer funktionierenden Datenbank im Hintergrund abschließen, um dann die Ausführung auf der Baustelle mit einem guten Gefühl angehen zu können. Sämtliche Teilmodelle werden auf der Baustelle zum Beispiel zur Kollisions- und Qualitätsprüfung weiterverwendet und zur Mängelverfolgung fortgeschrieben. Die Nutzung von Augmented Reality wie mit der Hololens oder mit einem Tablet ist eine Selbstverständlichkeit. Eine Drohne scannt den Baufortschritt, gleicht diesen mit der Projekt-Cloud ab und der Montageroboter unterstützt den Bauprozess. Der komplette Bauablauf ist durch den Einsatz von digitalen Tools für alle Projektbeteiligten zu jeder Zeit transparent und nachvollziehbar."
  3. In zehn Jahren wird die Baubranche … 
    "wahrscheinlich immer noch das Fax benutzen". Ganz im Ernst: Solche Veränderungen brauchen sehr viel Zeit. In so stark fragmentierten Märkten wie Deutschland gehe ich davon aus, dass wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Nur so können wir verhindern, dass auf der einen Seite superdigitale Player stehen und auf der anderen Seite Unternehmen, die dem Wandel noch nicht so recht trauen. Das wäre schade, denn diese Unternehmen erfüllen dann unter Umständen die Voraussetzungen nicht mehr, um an bestimmten Projekten teilnehmen zu können. Genau diesen Unternehmen bieten wir mit unseren Services Hilfestellungen an."
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